out of lines
Vernissage am 24.Juni 2022, 19:00 Uhr
Kulturquartier 32, Hauptstrasse 32, 7000 Eisenstadt
Manuela Kiss Arbeiten zeichnen sich durch Gegensätze und Spannungsverhältnisse aus: Chaos und Ordnung, Verdichtung und Auflösung, Destruktives und Konstruktives. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialen und Medien zieht sich durch das Schaffen der Künstlerin. Was interessiert, sind Oberflächen, Strukturen und Dynamiken.
Die Keramikarbeiten und Installationen stehen in einem engen formalen Bezug zu den Zeichnungen der Künstlerin. In diesen entwickelt sie dynamische Bildräume in Schwarz-Weiß, deren Grundelement die Linie ist. Durch das Weglassen der Farbe und die grafische Formensprache entsteht meist ein klarer, kühler und mitunter distanzierter oder grober Eindruck. Und dennoch schöpft Manuela Kiss in ihren Grafiken nicht zuletzt die Möglichkeiten der abstrakten Kunst als eine Art intuitive Universalsprache aus. Besonders die Tuschezeichnung ist immer schon etwas sehr unmittelbares. Sie erlaubt keine Korrekturen – und legt damit den Schaffensprozess offen: Vom vorsichtigen Herantasten an eine Bildidee, in parallel gesetzten Linien, bis zu jenem Moment, wo ein körperlicher Impuls stark wird und eine Eigendynamik im Prozess des Zeichnens und Kritzelns sich durchsetzt. Es ist eine ästhetische Transformation von Affekten und Gemütsregungen, eine Übersetzung von inneren Spannungszuständen in Linien. Der Körper wird zum Seismographen.
In ihrer aktuellen Ausstellung unternimmt Manuela Kiss mit ihren “extended drawings” eine Weiterentwicklung der Werke von der Fläche in den Raum. Linien und Striche verdichten sich zum Knäuel und lösen sich wieder auf. In einem spielerischen Wechsel wird die Formensprache vom zweidimensionalen in den dreidimensionalen Raum und wieder zurück übersetzt. Das Papier selbst wird zum Material: geschreddert, arrangiert, installiert. Arbeiten in Kohle und Kreide erforschen verschiedene Facetten von Schwarz und Weiß. Hier wird es dunkler, heller, aber auch weicher. Installative Keramikobjekte setzen die Linienführung der Grafik fort.
Manuela Kiss gehört zu einer Generation von Künstler*innen, die sich mit der Keramik emanzipiert hat und mit Objekten starke Akzente setzt. Indem sie sich der Eigenschaften des Materials bedient und das Mögliche ausreizt, entstehen Formen, die roh und nüchtern den Betrachter*innen Raum zum Entdecken geben: Hart, grob, schwarzer oder weißer Ton, oft ohne Glasur. Oberflächenstrukturen bleiben meist unverschönt, Spuren der Bearbeitung werden nachvollziehbar und zu einer Landschaft, die durch Linien, Höhen und Tiefen durchbrochen ist. (Text: Magdalena Scheicher)
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